4. Jan, 2017

Stolz auf meine Mama und ein schöner Operettenbesuch

Es ist Mitten in der Nacht - ich bin erst nach Hause gekommen - und sollte eigentlich dringend ins Bett.

Aber das kann ich noch nicht. Denn ich möchte meinen schönen Abend noch ausklingen lassen und bin in Gedanken und Gefühlen sowieso noch nicht hier.  

Denn heute bin ich erstens noch von schöner Musik erfüllt und zum anderen denke ich mal wieder über Faszinierendes nach.

Aber nein... keine Angst... Es folgt nun nichts Schwieriges oder Schlimmes - sondern ganz im Gegenteil.

Aber nun der Reihe nach. Sonst versteht ihr bestimmt nur Bahnhof.

Also: Heut war ich ins Stadttheater Winterthur eingeladen. (Naja... um genau zu sein, habe ich mir selbst zu Weihnachten gewünscht) und wenn ich nun sage, was ich gesehen habe, dann werden einige von euch bestimmt so reagieren, wie ein Freund von mir heute am Telefon, der meinte: "Du schaust WAAAAAASSSSS???? eine Operette!!!??? Na dann: lieber du als ich."

Aber wisst ihr. Ich war schon als kleines Mädchen mehrfach pro Monat im Theater und hatte die Möglichkeit von Lustspielen, über Operetten, zu Konzerten bis zur Oper zu sehn (und von diversen Schauspielern Autogramme zu bekommen - "feststolzwarichda")

Aber klar: Nein, nicht ganz ALLES hat mir immer gefallen. Aber ich habe gelernt, dem Neuen und Unbekannten eine Chance zu geben - und ganz ehrlich - meistens hat es sich gelohnt.

Ich glaube, das hat mich sehr stark geprägt und ich muss ehrlich sagen: ich bin echt dankbar dafür.

Und - ich hätte wirklich viel Schönes verpasst ohne das.

Also lieber Freund heute am Telefon: Vielleicht sollten wir wirklich zusammen mal in die Operette gehn ;)

Aber eigentlich war es gar nicht das, was ich erzählen wollte und was mich heute am Meisten fasziniert hat. Nein. Denn das war nämlich die Tatsache, dass meine Mama - welche in einer guten Woche stolze 83 Jahre alt wird - "einfach so" über ihren eigenen Schatten gesprungen ist und was getan hat, was sie dachte, nie mehr zu tun.

Und so etwas hat sie heute auch nicht zum ersten Mal gemacht. Sondern hat mich auch in den letzten Jahren mit solch "Krass-voll-untypischen-Mami-Aktionen" voll vor den Kopf gestossen, erstaunt und fasziniert.

DAS hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Ich meine: Wie oft denken wir, dass wir etwas nicht können. Dass wir einfach so sind wie wir sind. Dass wir daran halt nicht wirklich was ändern können. Und was passiert? Da kommt meine Mama und tut es einfach. - Mit 83 - Und dann geht es auch noch einfach und gut.

Deshalb: Heute bin ich einfach stolz auf meine Mama. Die zeigt, dass man egal in welchem Alter man ist, vielleicht ganz einfach die eigene Theorie über den Haufen schmeissen kann.

Irgendwie schon ziemlich faszinierend finde ich.  

27. Dez, 2016

Dieser doofe Silvester - und plötzlich freue ich mich darauf

Habt ihr ihn auch? So einen Tag, mit dem ihr euch einfach nicht anfreunden könnt. Von dem es euch schon im Vorfeld etwas graut und bei dem es euch egal wäre, wenn dieser aus dem Kalender gestrichen würde?

Bei manchen Menschen ist ihr Geburtstag so ein Tag, andere finden Weihnachten eher schwierig und bei mir ist das mit dem Silvester so eine Sache. Also nicht, dass mir der Silvester je etwas Böses angetan hätte und doch ist es so, dass dieser Silvester und ich irgendwie das Heu nicht auf derselben Bühne haben.

Warum fragt ihr mich? Hmmm. Gute Frage. Vielleicht mag ich es einfach nicht, dass so viele Leute nur an Silvester ihr Leben reflektieren. Dass man sich dann diese tollen Vorsätze vornimmt, welche dann alle am 3. Januar wieder vergessen sind. Und vor allem mag ich es nicht, dass man "auf Befehl um Punkt 12" super lustig und in Partylaune sein soll und man voller Mitleid oder extem geschockt angeschaut wird, wenn man im Vorfeld sagt, man hätte für diesen Abend nichts Spezielles geplant. Man sollte vielmehr von mindestens 10 Personen an irgend eine ultra-mega-super-hammer-coole Party eingeladen sein, da man ansonsten das Gefühl vermittelt bekommt, irgend etwas wäre falsch. Deshalb versuchen dann (fast) alle etwas zu finden, nur um an diesem Abend nicht alleine Zuhause zu sein.

Vielleicht mag ich diesen Tag aber auch nicht sonderlich, weil ich ehrlich gesagt noch nicht richtig viele wirklich tolle Silvester verbracht habe. Ich meine damit solche Silvester, an die ich mich von ganzem Herzen gerne zurück erinnere - wie die Silvester damals: 1980, als meine ganze Familie mit Schlitten den Hügel runter düsten; oder 2000, als ich zusammen mit meinem damaligen Freund von einem in der Höhe gelegenen Bänkli das Feuerwerk im Tal genoss; oder 2005, als ich bei super liebe Menschen zu Besuch in München war und wir auf dem Bürgersteig mit wildfremden Leuten angestossen haben. (Erinnest du dich, liebe Marlen...)

Solche Silvester sind es, die ich liebe und nicht jene, bei denen alle versuchen krampfhaft lustig zu sein. Nicht solche, wo man schon im Vorfeld wusste, dass man bei dieser Party eigentlich gar nicht sein wollte oder man die Leute die dort sind, in Wahrheit gar nicht sonderlich mag.

Ich wusste bis gestern nicht, wie ich meine Silvesterabend 2016 verbringen werde. Auf "Halli-Galli" hatte ich überhaupt keine Lust, Skifahren geht mit meinem Fuss derzeit nicht, Zuhause sein hatte ich aber auch keinen Bock und alles andere was ich mir überlegt hatte, fühlte sich irgendwie auch nicht richtig an... Und doch kam ich langsam aber sicher etwas unter Druck. Sollte ich nun doch einfach etwas zusagen, nur um schlussendlich nicht alleine zu sein?

Aber Halt! Das konnte es doch wirklich nicht sein!

Ich überlegte also nochmals ganz in Ruhe, was ich am allerliebsten an diesem Silvester tun würde. Und eigentlich war die Antwort super schnell klar.

Ich wollte in mein Lieblingshotel, das Bergresort - auch wenn ich vor einger Zeit die Info erhalten habe, dass kein Zimmer mehr in der damals angefragten Zeit frei wäre. Ich rief gestern also trotzdem nochmals an und wer hätte es gedacht: Sie haben noch Platz! Zwar nur zwei Nächte, weshalb ich zuvor noch in ein anderes Hotel muss und erst am 31. wechseln kann - aber hey - wenn ich es mir richtig überlege, dann passt genau diese Kombination perfekt!  Und einmal mehr hat es mir gezeigt, dass wenn ich darauf vertraue, dass das Richtige kommt, es dann auch passiert. 

Ich auf jeden Fall freue mich nun riesig auf diesen Ort, den ich mir von Herzen ausgesucht habe und der für mich und Finny an Silvester 2016-2017 passt.

Also lieber Silvesterabend, von mir aus darfst du bald kommen. Jetzt freue ich mich auf dich!

Ps. An alle die Silvester aber doch alleine Zuhause verbringen: Geniesst euren Abend auch! Denn es ist auch völlig in Ordnung alleine Zuhause zu sein, vielleicht TV zu schauen oder dieses 12-Uhr-Getue einfach zu verschlafen! Denn 2017 wird es auf jeden Fall.

18. Dez, 2016

Im Fluss des Lebens - oder vom Geschenk, weinen zu können

Irgendwie ist das mit dem Weinen so eine Sache. Manche von uns haben gelernt, dass "man" nicht weint, seine Gefühle kontrolliert und diese nicht zeigt. Andere haben geweint, und wurden sogleich als Heulsuse abgetan. Wir verbinden Weinen mit etwas Schlimmen und haben Mühe damit, es auszuhalten, wenn jemand neben uns weint. Viele von uns fühlen sich dann unwohl, überfordert und wir möchten, dass diese Person möglichst schnell mit dem Weinen aufhört.

Aber ist das wirklich die richtige Reaktion? Würde es mir, wenn ich weine, nicht mehr bringen, wenn ich den nötigen Raum und die nötige Zeit bekomme, sodass meine Tränen etwas bewirken und verändern können in mir?

Denn Tränen haben ja durchaus ihren Sinn. Sie transportieren Stresshormone und Gifte aus dem Körper, töten Bakterien ab, schaffen einen neuen, klaren Blick und reinigen zudem das Herz.

Gründe für Tränen gibt es viele: Es gibt die Tränen des Verlustes, der Verzweiflung, der Ohnmacht, des Schmerzes, der Trauer, der Wut oder der Angst. In diesen Situationen helfen uns die Tränen mit den erlebten Situationen fertig zu werden und sorgen dafür, dass diese Gefühle aus unserem Körper fliessen können und sich nicht als "Brocken" irgendwo in unseren Herzen oder sonst irgendwo in unserem Körper festklammern und wir längerfristig krank werden davon. Diese Tränen wirken reinigend und wir fühlen uns nach dem Weinen nicht nur psychisch sondern auch physisch wieder besser danach.

Aber nicht alle Tränen sind ja mit Schmerzen verbunden. Es gibt auch die wunderbar schönen Tränen, die wir erleben aufgrund von grossem Glück. Die Tränen der Freude sind Balsam für Körper und Seele und Tränen des Lachens stecken meist das ganze Umfeld mit an.

Man sagt: Tränen helfen, im Fluss des Lebens zu sein und weiter zu kommen.

Ich wünsche uns deshalb allen viel Mut, unsere Gefühle nicht immer kontrollieren zu wollen, sondern loszulassen und selbst mal wieder zu weinen. Aber auch, einem Weinenden in unserer Umgebung Raum zu lassen, sodass bei ihm sich etwas verändern kann.

Weinen ist ein Geschenk. Geniessen und schätzen wir es.

28. Nov, 2016

Zuhause ist dort, wo man sein möchte, wenn es einem nicht gut geht

Ich muss gestehen: auch wenn ich ja bekanntlich sehr gerne in der Welt umherreise und es spannend finde, Neues kennen zu lernen, so ist es mir bei Notfällen - wenn diese denn schon passieren müssen - definitiv lieber, in vertrauter Umgebung zu sein, als irgendwo im Ausland.

Denn es ist schon super beunruhigend, wenn du merkst, dass du nicht weisst, welche Notfallnummer du überhaupt im Ausland wählen musst. Ob das dieselbe ist wie daheim - und falls ja, ob du von deinem Schweizer Handy aus noch eine Vorwahl eingeben müsstest, oder nicht.   

Da kannst du einfach nur von Glück reden, wenn du irgendwo bist, wo es liebe fremde Menschen gibt, die dir helfen und das tun, was du gerade nicht kannst.

Und dann, wenn der Krankenwagen eingefahren ist, merkst du gleich nochmals wie fremd du bist. Denn du hast weder eine Ahnung wohin der Krankenwagen gleich fahren wird, noch wie du diesem folgen kannst, noch wie du das mit dem Hund während dieser Zeit organisieren sollst.

Und dann die grosse Erleichterung: die Rettungssanitäterin sagt dir, dass du problemlos den Hund mit ins Spital nehmen kannst - das wäre hier überhaupt kein Problem. Zudem bietet dir ein fremder Mensch an, dich zum Taxistand und danach in das Spital zu begleiten!

Uffff.... Was für eine Erleichterung!

Zusammen mit deinem Hund und diesem wildfremden Menschen, machst du dich also auf, zum Spital "Ost".

Noch immer mit Hund und fremden Menschen im Schlepptau betrittst du - natürlich noch immer mit ziemlich viel Adrenalin im Blut - mitten in der Nacht das Spital und fragst nach "deinem" Patienten. Und dann der grosse Schock, als du - übrigens nicht gerade sehr freundlich - die Info bekommst, dass die gesuchte Person nicht hier wäre... ...und überhaupt - du mit dem Hund raus müsstest! Punkt. 

Fest hoffend weder Panik zu bekommen, noch die Fassung zu verlieren, versuchst du dich daran zu erinnern, ob du in der Aufregung vielleicht etwas falsch verstanden hast und der Spital gar nicht "Ost" hiess. Und dann mischt sich plötzlich der Mensch (lautstark) ein, der dir den Weg ins Spital gezeigt.. Er meinst, die Dame am Schalter solle dir jetzt gefälligst helfen...  Und gleichzeitig kommt ein voll aufgebrachter Securitas angestürmt, der dir mitteilt, dass du nun SOFORT das Krankenhaus verlassen musst, da Hunde hier strengstens verboten seien.

Hektik mitten in der Nacht auf der Notaufnahme. Und du weisst noch immer nicht, wo dein Patient ist!

Und plötzlich kommt er bzw. er wird reingebracht... Zum Glück! Endlich!

Du selbst wirst draufhin vom Securitas nach draussen begleitet, wo dann auch noch Leute mit "anderen Uniformen" sind...

Meine Güte - Aktion pur - Adrenalin hoch 3- mitten in der Nacht irgendwo im Ausland. Du kommst dir ein bisschen wie ein Verbrecher vor und bist froh, dass der "dir-den-Weg-zeigende-Mensch" den "Tatort" verlässt und sich daraufhin die Situation beruhigt. Der Securitas bietet dir daraufhin sogar an, sich um Finny zu kümmern, sodass du drinnen nach dem Rechten schauen kann. Zwar folgte nochmals eine ziemliche Hektik, da bei der Anmeldung des Patienten das Krankenkassen-Kärtchen nicht auffindbar war.... aber...

...Aber schlussendlich musst du sagen: "Liebes Spital Ost, auch wenn wir zwei einen "etwas schwierigen Start" zusammen hatten, war ich doch äusserst froh, dass du dich vorübergehend gut um "unseren Patienten" gekümmert hast. Vielen Dank dafür!"

Noch "froher" bin ich aber, dass unser Patient in der Zwischenheit wieder zurück in der Heimat in ein Spital hat transportiert werden können. Denn hier fühlen wir uns nicht mehr fremd und wissen wieder, wie alles geht.

Deshalb: Ich glaube, die meisten Patienten wie auch die Begleitpersonen sind sich einig: 

"Reisen ist schön. Aber wenn man in eine Notsituation kommt, ist man am liebsten Zuhause. Und Zuhause ist man dort, wo man sein möchte, wenn es einem nicht gut geht."

Mir auf jeden Fall, geht es genau so.

22. Nov, 2016

Lebenslust

Heute kam mir ein Text von Anselm Grün in die Finger. In diesem Text geht es um das Thema "Lebenslust". Amseln Grün schreibt in diesem Text einen Satz, der mich zum Nachdenken animiert hat. Der Satz lautete: "Nicht in dem wir möglichst viel Vergnügen suchen, finden wir die Lust am Leben, sondern indem wir das Böse meiden und das Gute tun."

Hmmm... Irgendwie interessant.... Was meint er damit wohl genau?

Also ich glaube, er meint damit, dass Lebenslust nichts mit der heutigen Spass und Fun-Kultur zu tun hat, und auch nichts mit teuren Aktivitäten, sondern damit, den Moment bewusst zu leben, zu geniessen und mit einer positiven Grundeinstellung an eine Sache heranzugehn.

Nein... Damit meine ich nicht, dass man einfach alles schönreden und durch eine rosa Brille betrachten soll. Ich denke vielmehr dass es darum geht, sich bewusst zu werden, dass man sich in jeder Situation entscheiden kann, ob man das Positive oder das Negativen herausziehen will. Denn eines ist gewiss: Alles hat immer beides. Das Positive und das Negative. Das Gute und das Schlechte. Das Schwarze und das Weisse. Das Yin und das Yang.

In seinem Text sagt Anselm auch noch Folgendes weiter: "Er führt mich ein in die Kunst, alles andere zu vergessen und nur im Augenblick zu sein, nur wahrzunehmen was ist. Das ist intensives Leben. Da schmeckt das Leben."

Also wieder: Einfach ganz im Augenblick sein.

Und wenn wir überlegen, was Lebenslust genau heisst, merken wir: Es bedeutet, Lust am Leben haben.

Aber sind wir doch mal ehrlich. Wie oft fühlen wir uns wie Marionetten und von aussen gesteuert. Tun etwas, ohne Lust und ohne Freude daran - und sind dann erstaunt, dass wir uns weder gut fühlen dabei noch ausgefüllt sind - sondern dass daraus Stress entsteht.

Ich finde deshalb, es lohnt sich, über diese Lebenslust noch etwas nachzudenken und täglich neu zu üben, das Leben zu geniessen mit allem, was es uns zu bieten hat. Denn:

"Mein Ziel ist es, ein Leben zu führen, von dem ich mich nicht im Urlaub erholen muss."

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine speziell freudige Zeit.