7. Mrz, 2018

Kaffee & Kuchen - oder Klassenlager im Seniorenheim

Herrlich. Ich sitze gerade bei Kaffee und Kuchen und komme mir etwas vor wie im Seniorenheim. Aber das macht nichts. Seniorenheim ist viel besser als Spital oder so. Und Kaffee und Kuchen hilft bestimmt bei der Genesung. Da bin ich überzeugt.

Überhaupt tut es gut hier zu sein. Hier im Schwarzwald zur Kur. Denn nach Hause hätte ich noch nicht gekonnt. Wenn man alleine wohnt, noch so müde ist und zudem nichts heben darf, ist das nicht realistisch. Und Finny hätte ich auch noch nicht richtig versorgen können. Deshalb gönne ich mir nun noch ein paar Tage Erholung nach den Strapazen und geniesse hier, dass ich nicht kochen muss und ein Zimmer habe, bei dem ich schlafen und liegen kann, wann und wie es für mich passt.

Denn ich muss ehrlich sagen, die letzten Wochen und Tage setzten mir schon sehr zu und dieser Schlafentzug führte dazu, dass ich ziemlich an meine Grenzen kam und mich mehr als Zombie fühlte, als mir lieb war. Deshalb war ich auch unglaublich dankbar, als ein guter Freund mich gestern vom Spital abholte und direkt in den Schwarzwald fuhr. Hier her, wo ich schon vor 7 Jahren nach einer Operation zur Kur war und jetzt froh bin, dass auch nun wieder ein Zimmer für mich frei war.

Viel machen kann ich zwar hier nicht. Aber genau um das geht es ja. Nichts tun. Ausser schlafen und dem Körper die Möglichkeit geben, zu regenerieren. Zeit zu haben, die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren, frische Luft und ein Mix aus Schnee & Sonne zu tanken und keine Spaziergänge zu unternehmen. - Auch wenn diese ehrlicherweise noch winzig sind. - Aber auch das macht ja nichts.

Die meisten anderen Gäste hier, sind jedoch zur REHA und haben diverses aktives Programm.

Aber die machen das hier gut. Man fühlt sich kaum angekommen schon irgendwie wie eine Gruppe.

Gestern als ich zum Mittagessen angekommen bin, wurde ich nämlich sogleich mit zwei anderen „Neuen“ zusammen an einen Tisch gesetzt. Die Tischordnung hier ist fix, aber die geben sich echt Mühe, dass das passt. Die schauen wie gesagt, dass die Neuen zusammen sind und sich somit gleich zusammenschliessen können und schauen auch, dass das mit dem Alter so in etwa passt. Zudem gibt es an jedem Tisch mindestens einen „Krückenlosen“, der bei Bedarf, den anderen auch mal was bringen kann.

Ja. Das ist halt der Unterschied hier zu sonst einem Hotel. Hierher kommen alle alleine, haben alle irgendein kleineres oder grösseres Leiden und jeder ist froh, wenn er auskommt mit seinen "Leidensgenossen".

Eigentlich fühle ich mich etwas ähnlich wie früher im Klassenlager – nur jetzt halt altersmässig mehr wie Seniorenheim. Aber wie gesagt, das macht nichts. Denn gut tut es auf alle Fälle. Vor allem der Kaffee und der Kuchen.

Und jetzt höre ich gerade noch vom Balkon aus den Vögeln zu. Herrlich.

6. Mrz, 2018

3:58

Es ist drei Uhr achtundfünfzig. Mitten in der Nacht. Oder eigentlich schon fast wieder früh am Morgen. Ich bin so unendlich müde. Seit Tagen schlafe ich nicht mehr. Also eigentlich, seit einer Woche; genauer gesagt seit dem ich hier bin.
Ich glaube fast jeder der schon einmal im Spital war weiss, wie das ist. Du fühlst dich nicht gut und hast das Bedürfnis nach Schlafen und Ruhe und genau in dem Moment in dem du merkst, dass du nun endlich einschlafen kannst, drückt deine Bettnachbarin den Alarmknopf oder muss zur Toilette. Augen auf – und mit dem Schlafen ist es erst mal wieder vorbei. Und dann, nach vielen tiefen Atemzügen und diversen Einschlaf- und Meditationstechniken später, dann, wenn du endlich wieder ganz sanft in deinen wohlverdienten Schlaf fällst, kommt sicherlich nach spätestens 7,5 Minuten die Nachtschwester, die dich - wie übrigens die Stunde zuvor schon – wieder weckt. Klar, dass ist ihr Job und ich bin ihr ja dankbar, dass sie kontrolliert, ob ich noch atme. Aber ganz ehrlich, wenn ich es nicht mehr tun würde, wäre es ja dann sowieso schon zu spät.
Nein, Spass beiseite. Aber ich merke gerade, nach einer Woche keinen Schlaf und morgens nach vier, kommt wirklich meine zynische Art langsam aber sicher deutlich zum Vorschein.
Also wo waren wir stehen geblieben. Ah ja. Bei der netten Nachtschwester, die ja nicht nur eine Stunde zuvor, sondern auch eine Stunde danach, für ihre nächste Kontrolle wieder Licht machen muss.
Und dann, wenn du mal wieder drohst einzunicken, beginnt mindestens eine deiner Bettnachbarinnen zu schnarchen, oder sich zu übergeben, sodass an Schlaf sicherlich nicht mehr zu denken ist.
Und dann - jetzt höre ich es auch gerade wieder – immer und immer wieder all diese Alarme. Die dich, wie mich gerade jetzt und nach einer Woche schlaflos, völlig durchdrehen lassen könnten.
Doch diese Nacht, so schien es, habe ich endlich seitdem ich hier bin, das goldene Los gezogen. Denn in meiner letzten Nacht hier hatte ich wirklich das ganze Zimmer für mich. Keine Bettnachbarinnen. Nur mich und die Nachtschwester.
Hatte. Die Betonung liegt auf hatte...
Denn, man glaubt es kaum, es war richtig herrlich, ich konnte heute nämlich wirklich vor Mitternacht einschlafen. Endlich bekam ich meine wohlverdiente Erholung. Bis dann um Punkt 1:30 wieder eine neue Bettnachbarin an meine Seite bekam. Und – genau, ihr habt es erraten – seither bin ich wieder wach und hoffe, dass ich ich auch diese Nacht ohne Schlaf nochmals übersteh.

4. Mrz, 2018

Die Menschen und das Leben sind einfach wunderbar

Ich liege in meinem Bett. Zum ersten Mal seit Tagen bin ich alleine im Zimmer. Zum Glück. Ich geniesse die Ruhe und das Alleinsein gerade sehr. Die letzten Tage waren anstrengend. Anstrengend für Körper, Geist und auch für die Seele. All diese unterschiedlichen Gefühle wie Angst, Einsamkeit, Trauer, Schmerz aber auch Dankbarkeit und Urvertrauen waren enorm und kosteten eine Menge Energie. Angst vor der Diagnose und der Operation. Einsamkeit; ohne Finny und ohne den Menschen, den man liebt. Trauer, dass es nun endgültig ist und ich nie eine eigene Familie haben kann. Schmerzen, auf der körperlichen und auch der seelischen Ebene. Aber auch Dankbarkeit am Leben zu sein. Dankbarkeit, dass die Operation gut verlaufen ist und Urvertrauen, dass alles so kommt, wie es kommen muss.

Aber müde hat es gemacht mit all den unterschiedlichsten Nachrichten und Gefühlen innert kürzester Zeit umzugehen und sich immer wieder auf das Neue einstellen. Immer positiv zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass alles gut kommt und richtig ist, wie es ist.

Und dann all diese unterschiedlichsten Menschen, die einem in dieser Zeit begegnen, von denen man plötzlich abhängig ist und die man sich nicht immer selbst auswählen kann. Ärzte, Pflegepersonal, Bettnachbarinnen… Aber ich muss sagen, es war für mich schon im Vorfeld schnell klar: Diese OP konnte nur gut gehen. Denn schon im Vorfeld war phänomenal, wie unglaublich lieb und hilfsbereit alle zu mir waren, mich stets ernst nahmen, mir ihre Freizeit schenkten, damit ich Termine bei ihnen innert Windeseile wahrnehmen konnte, wie mir wildfremde Menschen mehrfach ihre Hilfe anboten und mir immer wieder das Gefühl gaben, nicht alleine zu sein. Das war so unglaublich schön und ich bin einfach dankbar über so viel Herzensgüte und Liebe - auch von wildfremden Menschen - empfangen zu haben und es bestätigt einmal mehr: Die Menschen und das Leben sind einfach wunderbar.

So. Und jetzt lege ich mich wieder für einen Moment hin und geniesse einfach die wunderbare Ruhe.

24. Feb, 2018

Finny versteht (mal wieder) die Zweibeiner nicht

Hallo Leute

Ich bin gerade etwas verwirrt und weiss gar nicht, was ich von meinem Frauchen derzeit halten soll. Sie glaubt zwar, ich merke es nicht, aber ich bekomme schon mit, dass etwas nicht ganz stimmt, sie manchmal traurig ist und oft in der Nacht nicht gut schlafen kann. Sie versucht zwar wie immer ganz positiv, optimistisch und aufgestellt zu sein, aber mich kann sie nicht täuschen. Ich merke schon, dass sie manchmal Angst hat und froh ist, wenn ich mich dann ganz nah an sie kuschle und ihr zeige, dass sie nicht alleine ist und ich sie ganz doll lieb hab.

Heute hat mein Frauchen dann eine Tasche genommen und gesagt, sie müsse nun packen. Sie würde eine Weile fort sein und ich dürfe während dieser Zeit dann zu meinen zweibeinigen Grosseltern in die Ferien. Die würden mich dann ganz fest kuscheln und streicheln und mich noch mehr verwöhnen, als dass die sonst schon immer tun.

Ok. Dagegen habe ich ja nichts. Und in den Ferien dort bin ich ja auch super gerne. Aber weshalb mein Frauchen mich bei Ihrem Ausflug nicht mitnehmen will, verstehe ich beim besten Willen nicht. Ok. Sie hat was gesagt, von wegen, OP, Spital und Kur und dass da Hunde nicht erlaubt wären. Hey, aber ganz ehrlich. Ich bin doch nicht einfach ein Hund. Ich bin doch das Wesen, was für mich Frauchen doch so unendlich wichtig ist, welches mein Frauchen immer zum Lachen bringt, welches ihr ganz viel Liebe schenkt und sich ganz fest an sie kuschelt, wenn sie Nähe braucht. Und jetzt, - jetzt wo mein Frauchen irgend so eine OP vor sich hat und sie mich und meine Liebe doch dringend brauchen würde, soll das plötzlich nicht gehen?

Also ganz ehrlich. Ich verstehe manchmal euch Zweibeiner nicht. Sollte es nicht so sein, dass genau dann, wenn jemand eine Operation vor oder hinter sich hat und sich aufbauen sollte, er diejenigen Lebewesen in seiner Nähe haben sollte, die ihm am besten tun? Und das sind halt beim besten Willen nicht in jedem Fall nur Menschen…

Jaja… ich weiss. Mein Frauchen hat gesagt, Hunde dürfen nicht in Spitäler oder Kurhäuser hinein. Sie sagt, wir wären nicht steril - oder so was ähnliches.

Aber ganz ehrlich! Ich finde das echt doof. Denn ich wäre so gerne an der Seite meines Frauchens wenn es ihr nicht gut geht und würde mich einfach ganz still und leise zu ihr legen – denn mehr bräuchte sie ja gar nicht.

Aber eben. Wenn mein Frauchen sagt, dass das nicht geht, dann ist das halt so. Ich werde deshalb ganz brav sein, mehr ohne weniger ohne zu maulen meinen neuen Wintermantel anziehen (und wenn ihr wisst, wie ich Wintermäntel verabscheue, wisst ihr auch, was das für ein grosses Opfer ist ;) ) und auch gut auf meine zweibeinigen Grosseltern aufpassen. So kann mein Frauchen dieses OP-Dings schnell hinter sich bringen und nach einer hoffentlich möglichst kurzen Erholungsphase schon gaaanz bald wieder bei mir sein.

Ich freue mich schon drauf.

Und ich weiss, dass das mein Frauchen auch tut.