Kaffee & Kuchen - oder Klassenlager im Seniorenheim
Herrlich. Ich sitze gerade bei Kaffee und Kuchen und komme mir etwas vor wie im Seniorenheim. Aber das macht nichts. Seniorenheim ist viel besser als Spital oder so. Und Kaffee und Kuchen hilft bestimmt bei der Genesung. Da bin ich überzeugt.
Überhaupt tut es gut hier zu sein. Hier im Schwarzwald zur Kur. Denn nach Hause hätte ich noch nicht gekonnt. Wenn man alleine wohnt, noch so müde ist und zudem nichts heben darf, ist das nicht realistisch. Und Finny hätte ich auch noch nicht richtig versorgen können. Deshalb gönne ich mir nun noch ein paar Tage Erholung nach den Strapazen und geniesse hier, dass ich nicht kochen muss und ein Zimmer habe, bei dem ich schlafen und liegen kann, wann und wie es für mich passt.
Denn ich muss ehrlich sagen, die letzten Wochen und Tage setzten mir schon sehr zu und dieser Schlafentzug führte dazu, dass ich ziemlich an meine Grenzen kam und mich mehr als Zombie fühlte, als mir lieb war. Deshalb war ich auch unglaublich dankbar, als ein guter Freund mich gestern vom Spital abholte und direkt in den Schwarzwald fuhr. Hier her, wo ich schon vor 7 Jahren nach einer Operation zur Kur war und jetzt froh bin, dass auch nun wieder ein Zimmer für mich frei war.
Viel machen kann ich zwar hier nicht. Aber genau um das geht es ja. Nichts tun. Ausser schlafen und dem Körper die Möglichkeit geben, zu regenerieren. Zeit zu haben, die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren, frische Luft und ein Mix aus Schnee & Sonne zu tanken und keine Spaziergänge zu unternehmen. - Auch wenn diese ehrlicherweise noch winzig sind. - Aber auch das macht ja nichts.
Die meisten anderen Gäste hier, sind jedoch zur REHA und haben diverses aktives Programm.
Aber die machen das hier gut. Man fühlt sich kaum angekommen schon irgendwie wie eine Gruppe.
Gestern als ich zum Mittagessen angekommen bin, wurde ich nämlich sogleich mit zwei anderen „Neuen“ zusammen an einen Tisch gesetzt. Die Tischordnung hier ist fix, aber die geben sich echt Mühe, dass das passt. Die schauen wie gesagt, dass die Neuen zusammen sind und sich somit gleich zusammenschliessen können und schauen auch, dass das mit dem Alter so in etwa passt. Zudem gibt es an jedem Tisch mindestens einen „Krückenlosen“, der bei Bedarf, den anderen auch mal was bringen kann.
Ja. Das ist halt der Unterschied hier zu sonst einem Hotel. Hierher kommen alle alleine, haben alle irgendein kleineres oder grösseres Leiden und jeder ist froh, wenn er auskommt mit seinen "Leidensgenossen".
Eigentlich fühle ich mich etwas ähnlich wie früher im Klassenlager – nur jetzt halt altersmässig mehr wie Seniorenheim. Aber wie gesagt, das macht nichts. Denn gut tut es auf alle Fälle. Vor allem der Kaffee und der Kuchen.
Und jetzt höre ich gerade noch vom Balkon aus den Vögeln zu. Herrlich.