Ente, Tod und Tulpe
Gestern war in der Kirche Lindau ein spezieller Morgen. Die Angehörigen von allen in diesem Jahr Verstorbenen, wurden zu einem Gedenkgottesdienst eingeladen. Ich ging deshalb auch hin.
Vorne in der Kirche war eine Leinwand aufgestellt und dort stand dieser Titel: Ente, Tod und Tulpe.
"Was für ein eigenartiger, bescheuerter und schräger Titel", dachte ich bei mir, war aber gleichzeitig auch bereit und neugierig herauszufinden, was dieser Titel uns wohl erzählen wird.
Die Kirche begann mit Liedern die ich nicht kannte und deren Texte ich nicht wirklich verstand und dann mit einem gelesenen Text, der mich irgendwie auch nicht richtig berührte. Ich war dann deshalb froh, als diese Entengeschichte begann, da ich sicher war, dass der Pfarrer diese bestimmt nicht ohne Grund für diesen Anlass ausgewählt hatte. Ziemlich neugierig schaute ich also den Animationen zu - doch oh Schreck - obwohl diese nett gemacht waren, berührte diese Geschichte weder mein Herz noch fand ich eine Botschaft oder neue Gedankenanstösse darin.
In Kurzfassung: Eine Ente trifft den Tod. Der begleitet die Ente auf ihrem Weg und als sie gestorben war, legt er sie ins Wasser und schaut ihr nach, bis sie ganz weg ist.
Naja. Toll... Vergeblich wartete ich bis zum Schluss auf den "Aha-Effekt" und dachte bei mir: "Wie soll ein Kind das verstehen, wenn ich den Sinn und die Botschaft dieser Geschichte nicht verstehen kann..."
Es folgten weitere Lieder und Texte und plötzlich - ich dachte ehrlich gesagt nicht mehr, dass der Pfarrer nochmals Bezug auf die Ente machen würde - kam er zur Geschichte zurück. Er sagte, er hoffe, dass diese Geschichte uns auch so berührt hat wie ihn... ...ähm... nein... das konnte ich leider nicht bestätigen... Aber dann begann er, die Geschichte nochmals auf eine etwas andere Art zu erzählen und plötzlich wurde diese komische Geschichte spannend und interessant. Und er sagte uns: "Manchmal muss etwas nochmals anschauen, um zu verstehen, was man gesehen hat". Und dann schauten wir den Film nochmals zusammen an.
Die zweite Kurzfassung lautete dann etwa so:
Die Ente merkt plötzlich, dass der Tod sie auf ihrem Weg begleitet. Die Ente erschrickt und fragt den Tod ängstlich: "Was willst du von mir? Kommst du mich jetzt holen?"
"Nein, nein" sagte der freundliche Tod. "Nicht ich beende dein Leben, sondern das Leben selbst beendet es irgendwann. Ich werde dann nur da sein, damit du dann nicht alleine sein musst. Zudem begleite ich dich schon immer - du hast es nur bisher einfach noch nicht bemerkt.
Der freundliche Tod begleitete die Ente bei allem was sie tat und es schien, als freundeten sich die beiden an. Die Ente wärmte mit ihren flauschigen Federn den Tod, als dieser nach dem Baden im Teich kalt hatte und der Tod wärmte die Ente, als diese am Sterben war. Danach trug der Tod die Ente ganz behutsam auf seinen Armen bis zum Fluss, liess sie vorsichtig in diesen gleiten, legte die Tulpe auf sie und schaute ihr fast etwa traurig nach, bis sie ganz verschwunden war.
Hmmm... Und plötzlich fand ich diese Gschichte tröstlich und schön...
Und zudem fand ich den Gedanken spannend, dass nicht der Tod unser Leben beendet, sondern dass das das Leben selbst tut. Und dass der Tod wie ein guter Freund bei uns ist, damit wir dann, wenn wir gehen nicht alleine sein müssen, ist doch auch irgendwie schön...
Auf jeden Fall finde ich es interessant, diesen Gedanken mal zuzulassen und denke, manchmal lohnt es sich wirklich, ein zweites Mal hinzuschauen, damit man etwas besser versteht.