Es ist mal an der Zeit zu sagen: DANKE, dass es euch da draussen gibt
Ich sitze auf der Terrasse... meine Gedanken sind bei Finny… Der arme Tropf ist nämlich gerade auf dem Weg zum Doktor… Mal wieder… Klar… natürlich am Wochenende passiert irgendwas… Ein grosser Abszess am Rücken ist aufgeplatzt und eitert nun. Doof… Und ich kann ihr nicht helfen… Zum Glück schauen meine Eltern ihr so gut… Wenn ich das nicht wüsste, wäre das jetzt wahrscheinlich unerträglich… Ach… ich leide gerade mit meiner armen kleinen wunderbaren Finny mit… auch wenn ich ja weiss, dass das Ganze nicht wirklich sehr schlimm ist… Aber sie ist halt mein kleines Baby.
Boah! Bin ich erleichtert! Eiter entfernt, Wunde gereinigt, Spritze gemacht und jetzt sollte es von selbst heilen… Oh Mann… Bin ich froh… ach… Wie ich diesen Fellwuschel liebe.
Dabei waren heute meine Gedanken an einem ganz anderen Ort. Und vielleicht lag es am Wind, dass diese ziemlich aufgewirbelt waren.
Denn nachzudenken gab mir vor allem etwas. Ein Thema, mit welchem ich in der letzten Zeit ja selbst konfrontiert war und ein Thema, welches ich hier in der REHA bei vielen Patienten und in verschiedenen Formen, wieder sah.
Es geht um die Frage: „Wie kommunizierte ich gegen aussen, dass ich krank bin? Was und wie viel kommunizierte ich genau? Tue ich das überhaupt oder verstecke ich mich lieber? Oder erzähle ich einfach irgendwas? Will ich, dass mein Umfeld weiss, was ich habe? Oder warte ich einfach ab und hoffe, dass es schnell vorüber ist und es im Idealfall nicht mal jemand merkt?“
Und dann fragte ich mich weiter: „Weshalb reagieren überhaupt so viele Menschen so? Weshalb getrauen sich so viele nicht zu sagen, was Sache ist? Ist es vielleicht, weil die Diagnose selbst noch Angst macht und man diese zu verdrängen versucht? Oder weil man kein Mitleid möchte, oder allfällige Konsequenzen fürchtet? Oder möchte man gegen aussen vielleicht einfach nicht als Schwächling oder Heulsuse gelten, oder geht es vielmehr darum, eine Fassade aufrecht zu erhalten? Oder fühlt man sich in einer Weise mitschuldig? Oder hat man vielleicht davor Angst, dass man danach in eine Schublade gesteckt oder irgendwie abgestempelt wird?“
Dies mit dem abgestempelt werden, beobachte ich hier vor allem bei Menschen, die mit psychosomatischen Beschwerden da sind. Es ist wirklich erschreckend zu sehen, wie viel Angst Betroffene haben, sogar ihrem nahen Umfeld zu sagen, dass oder weshalb sie hier sind. - Und ganz ehrlich… das ist doch wirklich erschreckend – oder etwa nicht?
Dieser Punkt scheint zwar bei den körperlichen Krankheiten und Beschwerden weniger zu sein, aber auch da fehlt vielen den Mut nach aussen zu sagen: „Hey Leute, es geht mir derzeit nicht wirklich gut.“
Denn ganz ehrlich, es ist für uns alle doch viel schöner, zu erzählen, wie schön unsere Ferien waren, wie toll unser neuer Partner ist, wie fantastisch wir gestern gegessen haben – oder lauter Dinge in der Art.
Aber ja… eigentlich wissen wir es ja alle… Das Leben hat manchmal auch Hindernisse, Hürden, Aufgaben und manchmal auch Krankheiten für uns parat.
Und ist es da nicht sinnvoller, anstatt eine Krankheit zu verstecken, unsere Energien darauf zu richten, möglichst bald wieder gesund zu werden und uns vielleicht sogar zu fragen, ob uns diese Krankheit etwas sagen will.
Ja. Solche Gedanken sind mir heute durch den Kopf gegangen. Und ich glaube, eine abschliessende Antwort auf diese Fragen gibt es wahrscheinlich nicht.
Ich für mich kann auf jeden Fall aber sagen, dass ich froh bin, dass ich mich nicht vor ein paar Wochen einfach zurückgezogen hab. Denn ich hätte ganz unglaublich viele wunderbare und teilweise tief berührende Begegnungen nicht gehabt. Es haben mir wundervolle Menschen geschrieben, haben mir Mut zugesprochen, mir Energie geschickt oder haben mir ihre eigene Geschichte erzählt. Aber auch allen, die einfach an mich dachten... Es wird wirklich mal Zeit zu sagen: Danke, dass es euch alle da draussen gibt.