11. Nov, 2018

Von „Bohemien Rhapsody“ und von „Wie tolerant sind wir eigentlich wirklich“?

Heute war ich mit einer Freundin im Kino. Im Kino bin ich sonst eigentlich so gut wie nie. Aber dieser Film hat mich interessiert. Sehr sogar. Wahrscheinlich, weil mich dieser Film, oder besser gesagt die Musik im Film, an meinen grossen Bruder erinnert. An meinen Bruder, der 11 Jahre älter war als ich, und wegen dem bei uns Zuhause damals Queen rauf und runter lief. Dass ich deshalb Queen auch cool fand, ist ja wahrscheinlich ziemlich klar.

Und heute habe ich mir also diesen Film angeschaut. Den Film, der mich sehr an meine Kindheit und an meinen Bruder erinnert hat. Das war schön. Richtig schön sogar. Aber nicht nur die Musik war herrlich, auch die Schauspieler waren, wie ich finde, grandios.

Dieser Film hat mich aber auch daran erinnert, wie die Zeit damals war, als AIDS aufkam. Wie es war, als ich vor ungefähr 25 Jahren mich von einem lieben Freund verabschieden musste, weil wir glaubten, dass sein HIV geschwächter Körper die Lungenentzündung nicht überstehen kann. Dieser Film, der mich daran erinnerte, wie damals unzählige Menschen von ihren Familien verstossen wurden, weil sie sich outeten und sagten, dass sie homosexuell sind.

Ja. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen und zum Glück hat sich diesbezüglich in den vergangen 25 Jahren viel getan. Die Akzeptanz ist viel grösser geworden und man könnte glauben, Homosexualität wäre in der Zwischenzeit nichts Spezielles mehr.

Und doch frage ich: Ist das wirklich so?

Ich erlebe es nämlich eher so, dass alle so tun, als wäre es ganz normal. Aber dann, wenn ein gleichgeschlechtliches Paare zu ihrer Liebe steht, doch blöde Sprüche kommen oder man sagt, die sollten das nicht so in der Öffentlichkeit tragen - bitteschön. Aber hallo? Wenn ich verliebt bin dann tu ich doch das auch? Dann möchte ich auch der ganzen Welt von meinen Schmetterlingen im Bauch erzählen – und warum sollte ich das dürfen und ein gleichgeschlechtliches Paar nicht?

Auch erlebe ich es immer wieder, dass Menschen sagen: „Ich kenne im Fall auch jemanden der schwul ist…" Ähmmmm…. Das ist aber eine nette Info. Aber wie ich finde, echt völlig überflüssig. Denn es kommt einem ja ansonsten auch nicht in den Sinn, einem Dritten zu erzählen, was der oder die für sexuelle Hetero-Praktiken oder Vorlieben hat.

Und dann möchte ich von allen denen, die so tolerant sind einmal wissen, wie sie wirklich regieren, wenn ihre Kinder nach Hause kommen und verkünden, dass sie homosexuell sind.

Ja. Wir sind wirklich schon viel toleranter als wir vor 25 Jahren waren. Und doch scheinen wir noch weit von der Toleranz entfernt zu sein, bei der wir gerne sein möchten. Denn weshalb sonst, musste heute, am 11.11.2018, an der Jugendsession darüber gesprochen werden, wie die Staatliche Massnahmen zur Suizidprävention bei jugendlichen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern aussehen sollen…

Und da sollten wir uns doch überlegen: Warum überhaupt müssen wir über solche Suizidprävention sprechen, wenn wir doch so tolerant ihnen gegenüber sind?

Deshalb ist vielleicht jetzt die richtige Zeitpunkt, nochmals über unsere Toleranz gegenüber andersdenkenden, andersfühlenden, oder andersliebenden Menschen nachzudenken.

Ich auf jeden Fall, tu das jetzt und wünsche euch allen, eine gute Nacht.

 

 

Kommentare

11.11.2018 21:28

Urs

Diese Ansicht kann ich voll und ganz unterstreichen! Sehr gute Worte! 👍👍👍