22. Mai, 2017

Feuerlauf

Feuerlauf. Eigentlich denke ich bei diesem Wort immer an Bali. Denn auf Bali habe ich vor 23 Jahren zusammen mit meinem Bruder zum ersten Mal einen Feuerlauf gesehen. Damals hat sich ein Priester „in Trance gesungen und meditiert“ und hat dann auf glühenden Kokosnussschalen einen eindrücklichen Tanz aufgeführt. Es war unglaublich. Es war mystisch und ich muss gestehen, auch etwas unheimlich zugleich. Ich war so begeistert, dass ich in den folgenden Jahren jedes Mal wenn ich auf Bali war, mir den Tanz wieder und wieder anschaute und jedes Mal aufs Neue fasziniert war.

Nun kam das Thema Feuerlauf jedoch plötzlich in einem ganz anderen Zusammenhang auf mich zu. Ich hatte nämlich in Seminar gebucht, bei welchem als Highlight des ersten Abends ein Feuerlauf auf dem Programm stand.

Als Highlight des Abends?!?! 5-6 Meter barfuss über bis zu 12oo Grad heisse, rotglühende Kohlen laufen?!?

"Nein danke! Auf das kann ich gerne verzichten“, war mein erster Impuls.

Also wirklich, als Highlight betrachtete ich diesen Lauf echt nicht. Im Gegenteil. Ich dachte, dass ich so etwas wie einen Feuerlauf nicht brauche. Ich dachte, ich würde es ziemlich sicher nicht tun. Ich dachte, die Leute die das tun, würden das wahrscheinlich einfach nur aufgrund eines Gruppendrucks machen. Ich dachte, die müssen sich oder den anderen vielleicht einfach etwas beweisen. Ich dachte… Ok. Vielleicht hatte ich auch etwas Angst.

Und dann dachte ich… ich lege meine Gedanken einfach mal zur Seite und schaue, was passiert.

Der Feuerlauf sollte um 22 Uhr beginnen und die mentale Vorbereitung eine Stunde früher. Auf diese war ich schon sehr gespannt. Denn ich wusste, dass man mit der richtigen Einstellung und der richtigen mentalen Vorbereitung unglaubliche und phänomenale Dinge machen kann.

Ich fand die Vorbereitung dann auch wirklich sehr faszinierend und sie war für mich äusserst emotional. Tränen flossen aus Überwältigung in Sturzbächen und intensivste Gefühle kamen hoch. Fast wie ein Priester aus Bali fühlte ich mich, als ich schlussendlich vor den glühenden Kohlen stand. Zwar ging mit noch kurz durch den Kopf, dass ich blöderweise ja gar keine Hornhaut an den Füssen hatte und ich dachte, das wäre jetzt sicherlich ein Vorteil... Dann dachte ich nichts mehr. Ausser „kühles Moos, kühles Moos…“

Als ich dann bei Alex – einem wunderbaren Trainer - an der glühenden Kohlenbahn stand und er mir anbot, meine Hand zu nehmen und mit mir die Strecke zusammen zu laufen, war das ein unglaublich schönes Gefühl. Das Gefühl, dass jemand da ist, wenn du Angst hast und alleine bist. Dass es Menschen gibt, die dich wenn es schwierig ist, einfach an der Hand nehmen und dich ein Stück begleiten.

Mir hat das Angebot von Alex, dass er mich begleiten würde so gut getan, dass ich es nicht brauchte.

Ich lehnte deshalb dankend ab und lief meinen Feuerlauf allein.

Und ja! Es war herrlich! Es war befreiend! Es war unglaublich!

Und ja: ich bin stolz.