30. Jan, 2017

Stolz, Weitblick und der Bachtelturm

Was für ein toller Mon-tag.

Begonnen hat unser Tag so, dass wir eigentlich im Toggenburg spazieren wollten - die nette Dame vom Tourismusbüro mir das aber so schlecht verkaufte, dass ich mich kurzerhand umentschied und in Richtung Glarnerland losfuhr. Mein neues Ziel sollte "Elm" sein. Betonung auf sollte - denn wer mich kennt weiss, dass sich ein solches Ziel bei mir auch schnell wieder ändern kann und ich dann plötzlich dorthin fahre, wohin es mich gerade zieht. Und so war das auch heute. Als ich nämlich durch das Zürcher Oberland düste und denn Bachtel von weitem sah, war es auf einmal sonnenklar - dorthin sollte meine heutige Reise gehn.

In der Bachtelranch stärkte ich mich bei einem feinem Kaffee, während dem sich Finny Hals über Kopf in Sammy - der dort wohnt - verliebte. Aber leider ist es auch bei Hunden wie bei uns Menschen - nicht jede Liebe ist für die Ewigkeit bestimmt. So mussten leider auch unsere zwei Turtel-Hündchen schon kurz nach dem Kennenlernen wieder separate Wege gehn.

Sammy blieb und Finny und ich marschierten konzentriert und zu Boden blickend, den sehr rutschigen und ziemlich steilen Weg in Richtung Bachtel hoch. Doch trotz des eher trüben Wetters, machte sich mit jedem Meter den wir höher kamen, eine wunderbare Fernsicht auf. Und ich merkte plötzlich, wie das doch auch zum Leben passt. Denn ist es nicht so, dass man manchmal ganz konzentriert auf den Boden schauen muss, um nicht zu fallen. Doch dann, wenn man stehen bleibt, innehält und den Blick hebt, auf einmal fasziniert staunt, wie weit nach vorne man sieht und was da alles Tolles vor einem liegt. Aber auch, dass man bei jedem Stopp den man einlegt, wieder etwas Neues entdeckt oder auch, dass man das Selbe sieht, aber aus einer anderen Sicht... Fasziniert und in Gedanken versunken spazierte ich als hoch - bis er plötzlich vor mir stand. - Der Bachtelturm.

Naja. Vielleicht stand er ja nicht wirklich plötzlich da, aber plötzlich sah ich ihn und ich beschloss, dass ich trotz meiner Höhenangst - und nach unzähligen Jahren der Verweigerung - heute versuchen wollte, auf einen Turm zu gehen.

Finny sicher angeschnallt gingen die ersten Stufen den Turm hoch noch recht gut, aber schon nach kürzester Zeit, konnte ich weder hoch noch runter gehen. Wie versteinert stand ich eine gefühlte Ewigkeit lang nur so da, bis ich es endlich (wahrscheinlich waren es in Wirklichkeit nur Schrecksekunden) schaffte, die Stufen wieder rückwärts runter zu gehn.

Diese scheiss Höhenangst - wie die mich nervt -  und ich wurde sie einfach nicht los...

Frustriert setze ich mich auf die Bank, goss mir einen Tee ein und spielte etwas mit Finny. Und plötzlich beschloss ich etwas zu tun, was ich eigentlich nicht tue - ich versuchte es nochmals.

Wieder schnallte ich Finny an und marschierte die Stufen hoch - bis zur ersten Plattform! Wow! Noch etwas wackelig auf den Beinen aber auch stolz, spazierte ich Rund um diese Plattform und motiviert wie ich war, wollte ich nun noch weiter hinauf. Der erste Schritt klappte bestens - und auch der zweite, dritte, vierte und fünfte noch... Doch dann war ich erneut wie versteinert und konnte unmöglich weiter hoch. Wieder blieb mir nur der Weg zurück - wobei ich mich dieses Mal immerhin schon umdrehen konnte dabei. Zurück auf der Plattform 1 machte ich Halt. Ich versuchte mich zu beruhigen sowie die Aussicht zu geniessen und beschloss irgendwann, es nochmals zu tun. Langsam stieg ich Stufe um Stufe hoch - und scheiterte wieder an derselben Stelle wie zuvor. Doch aufgeben wollte ich nun nicht - diese scheiss Höhenangst nervte mich langsam. Das ganze Spiel also nochmals. Wieder zurück auf Plattform 1 und nach kurzem Erholen wieder hoch. Und dann klappte es sogar an Plattform 2 vorbei! Wow! Was für ein Gefühl!!!

Doch weit kam ich nicht - mein Körper weigerte sich erneut weiter zu gehen. Ich musste umdrehen und überlegte mir bei Plattform 2, ob ich es nochmals versuchen solle. Aber das schien Finny keine gute Idee zu finden und blieb dieses Mal wie angewurzelt vor der Stufe stehen. Und ja - ich wusste es auch - es reichte. Kurz musste ich zwar überlegen, ob ich nun frustriert sein sollte, weil ich es nicht sehr weit nach oben geschafft habe, aber kam sehr schnell zum Entschluss: Oh nein! Im Gegenteil! Ich bin super stolz es probiert bzw. getan zu haben und ich bin super stolz nicht beim ersten und auch nicht beim zweiten Scheitern aufgegeben zu haben. Ich bin aber auch froh, gemerkt zu haben, wann es (für heute) reicht.

Also ganz ehrlich Leute, ich finde, ich habe heute viel Tolles geschafft :)