28. Nov, 2016

Zuhause ist dort, wo man sein möchte, wenn es einem nicht gut geht

Ich muss gestehen: auch wenn ich ja bekanntlich sehr gerne in der Welt umherreise und es spannend finde, Neues kennen zu lernen, so ist es mir bei Notfällen - wenn diese denn schon passieren müssen - definitiv lieber, in vertrauter Umgebung zu sein, als irgendwo im Ausland.

Denn es ist schon super beunruhigend, wenn du merkst, dass du nicht weisst, welche Notfallnummer du überhaupt im Ausland wählen musst. Ob das dieselbe ist wie daheim - und falls ja, ob du von deinem Schweizer Handy aus noch eine Vorwahl eingeben müsstest, oder nicht.   

Da kannst du einfach nur von Glück reden, wenn du irgendwo bist, wo es liebe fremde Menschen gibt, die dir helfen und das tun, was du gerade nicht kannst.

Und dann, wenn der Krankenwagen eingefahren ist, merkst du gleich nochmals wie fremd du bist. Denn du hast weder eine Ahnung wohin der Krankenwagen gleich fahren wird, noch wie du diesem folgen kannst, noch wie du das mit dem Hund während dieser Zeit organisieren sollst.

Und dann die grosse Erleichterung: die Rettungssanitäterin sagt dir, dass du problemlos den Hund mit ins Spital nehmen kannst - das wäre hier überhaupt kein Problem. Zudem bietet dir ein fremder Mensch an, dich zum Taxistand und danach in das Spital zu begleiten!

Uffff.... Was für eine Erleichterung!

Zusammen mit deinem Hund und diesem wildfremden Menschen, machst du dich also auf, zum Spital "Ost".

Noch immer mit Hund und fremden Menschen im Schlepptau betrittst du - natürlich noch immer mit ziemlich viel Adrenalin im Blut - mitten in der Nacht das Spital und fragst nach "deinem" Patienten. Und dann der grosse Schock, als du - übrigens nicht gerade sehr freundlich - die Info bekommst, dass die gesuchte Person nicht hier wäre... ...und überhaupt - du mit dem Hund raus müsstest! Punkt. 

Fest hoffend weder Panik zu bekommen, noch die Fassung zu verlieren, versuchst du dich daran zu erinnern, ob du in der Aufregung vielleicht etwas falsch verstanden hast und der Spital gar nicht "Ost" hiess. Und dann mischt sich plötzlich der Mensch (lautstark) ein, der dir den Weg ins Spital gezeigt.. Er meinst, die Dame am Schalter solle dir jetzt gefälligst helfen...  Und gleichzeitig kommt ein voll aufgebrachter Securitas angestürmt, der dir mitteilt, dass du nun SOFORT das Krankenhaus verlassen musst, da Hunde hier strengstens verboten seien.

Hektik mitten in der Nacht auf der Notaufnahme. Und du weisst noch immer nicht, wo dein Patient ist!

Und plötzlich kommt er bzw. er wird reingebracht... Zum Glück! Endlich!

Du selbst wirst draufhin vom Securitas nach draussen begleitet, wo dann auch noch Leute mit "anderen Uniformen" sind...

Meine Güte - Aktion pur - Adrenalin hoch 3- mitten in der Nacht irgendwo im Ausland. Du kommst dir ein bisschen wie ein Verbrecher vor und bist froh, dass der "dir-den-Weg-zeigende-Mensch" den "Tatort" verlässt und sich daraufhin die Situation beruhigt. Der Securitas bietet dir daraufhin sogar an, sich um Finny zu kümmern, sodass du drinnen nach dem Rechten schauen kann. Zwar folgte nochmals eine ziemliche Hektik, da bei der Anmeldung des Patienten das Krankenkassen-Kärtchen nicht auffindbar war.... aber...

...Aber schlussendlich musst du sagen: "Liebes Spital Ost, auch wenn wir zwei einen "etwas schwierigen Start" zusammen hatten, war ich doch äusserst froh, dass du dich vorübergehend gut um "unseren Patienten" gekümmert hast. Vielen Dank dafür!"

Noch "froher" bin ich aber, dass unser Patient in der Zwischenheit wieder zurück in der Heimat in ein Spital hat transportiert werden können. Denn hier fühlen wir uns nicht mehr fremd und wissen wieder, wie alles geht.

Deshalb: Ich glaube, die meisten Patienten wie auch die Begleitpersonen sind sich einig: 

"Reisen ist schön. Aber wenn man in eine Notsituation kommt, ist man am liebsten Zuhause. Und Zuhause ist man dort, wo man sein möchte, wenn es einem nicht gut geht."

Mir auf jeden Fall, geht es genau so.