15. Jul, 2016

Die Feindin

Heute fast wie immer: Jogginghose angezogen - gutes Schuhwerk montiert - Walking-Stöcke genommen - Hund angeschnallt... Und dann los in den Wald. Es ist schön. Es ist ruhig. Es ist friedlich. Die Gedanken werden ruhig. Die Gedanken werden frei. Finny neben mir. Sie geniesst es. Wir geniessen es. Sehr.

Wir walken also so vor uns hin und denken uns nichts dabei. Und dann plötzlich... Einfach so nach einer Kurve steht er da: der Feind! Ok - also genauer genommen nicht wirklich der Feind, sondern der Hund der Feindin. Also nicht der böse, sondern der liebe. Denn sie hat ja zwei. Und trotzdem: der Feind.

Doch, doch... Ich darf das schon sagen, dass diese Frau der Feind ist. Denn also echt: die ist ja so schlimm! Einen voll ungezogenen Hund hat sie! Der hört auf nichts! Rämpelt alles an was ihm in die Quere kommt. Springt hoch. Ist nicht abrufbar. Kläfft alles und jeden wie wild an. Rennt im Wald völlig unkontrolliert umher. Und natürlich hat Finny voll Angst vor ihm. Und mir ist er auch alles andere als geheuer... Und die Frau - was tut sie? Nichts! Schrecklich sag ich euch! Deshalb ja! Sie ist unser Feind! Also unsere Feindin. Und das schon seit langem.

Und wie erwähnt: Hinter der Kurve steht er also da - Feindin's Hund Nr. 1. Nummer 2 kann also nicht weit weg sein und Feindin bestimmt auch nicht. Meine Gedanken rasen. Was soll ich tun? Umdrehen? Uns aus der Gefahrenzone bringen? Aber nein. Ich habe keine Lust dazu. Und überhaupt. Bah! Soll die doch umdrehen. Und nicht wir. Ja genau!

Ich bleibe also stehen. Finny etwas hinter mir. Sie hat Angst. Das merkte ich natürlich. Sie versucht Schutz zu bekommen. Also bin ich ganz präsent. Voll bereit, meine Süsse zu verteidigen wenn es sein muss.

Und dann sehe ich sie endlich: DIE FEINDIN. Ich stelle mich auf alles Mögliche ein und bin auf alles gefasst. Auf fast alles auf jeden Fall. Denn was macht meine Feindin?  Sie sieht mich. Hält an. Ruft ihre Hunde zu ihr. Beide reagieren sofort. Werden angebunden. Und spazieren ganz langsam und gemütlich auf uns zu. Keine Reaktion. Kein Kläffen. Kein Ziehen. Nichts. "Grüezi. Jööööö..... Sie haben ja einen herzigen Hund. Der ist ja voll süss. Hat er Angst? Braucht er nicht. Was ist das für eine Rasse? Wie alt ist er? Jöööö wirklich super süsser Hund. Schön ist der Tag heute. Nicht wahr? So friedlich und ruhig. Finden Sie nicht auch?" plauderte die Feindin freundlich mit mir. Ich stammelte etwas wie "ja, genau, Bolonka, 6 Jahre" oder ähnliches. Ich war voll irritiert. Nett verabschiedete sie sich und spazierte mit ihren zwei super wohl erzogenen Hunden an mir und Finny vorbei. "Nette Frau. Vielleicht schwatzen wir bald mal wieder ein paar Worte zusammen". Huch! Habe ich das gerade gesagt?? Ach nein! Zum Glück habe ich es nur gedacht..